Meint nicht, ich würde Sezen Aksus Namen als Leiter benutzen, um ein Ziel zu erreichen. Ich schreibe diese Zeilen, wie sie aus meinem Inneren kommen, ohne Unterbrechung, mit aufrichtigen Gefühlen. Ich habe mich bis heute weder als ein Bedürftiger gegeben noch spielte ich die Rolle einer Person, die nicht wüsste, wie man sich am Leben erhält. Ich bin im Besitz eines gesunden und starken Charakters. Gut ausgeprägt. Es ist nur so, dass mir Sezen Aksu sehr gefällt. Sie ist für mich eine unverzichtbare Inspirationsquelle.
Merken Sie, wie es vielen Menschen an Verständnis, Achtung und Gefühlen fehlt, wie gewissenlos und verdorben/ unethisch ihr Handeln auf der von ihnen bestrittenen Lebensreise ist? Einer allein bestrittenen Reise in einer von uns verdorbenen Welt, in der selbstherrliche Anfeindungen kein Ende finden wollen. Sprecht nicht vom Vergessen und vergesst dann doch nicht! Nehmt diese Worte nicht auf die leichte Schulter!
Wir alle quälen unsere Köpfe mit der Frage, wohin die Menschheit geht, und mit den Problemen, in denen wir uns befinden. Trostlos versenken wir uns in die Tiefen der Erde, in das kilometerweite Magma und mühen uns von dort wieder heraus.
Ein Spruch, dessen Urhebers ich mich nicht mehr erinnern kann, durchwandert die Gänge meines Gehirns: “Der Mensch ist wertvoll oder wertlos: Er kommt auf die Welt, lebt und stirbt!”
Im September 1968 sollte mein Vater seinen Dienst als Polizeibeamter in Gaziantep antreten. Gaziantep - seine erste Dienststelle. An der Wand seiner angemieteten Gecekondu sei er einem gebieterisch formulierten Text gegenübergestanden:
“Die Person, die das Haus mieten wird, wird am 06.09.1969 ein Kind bekommen. Sein Name soll Yücel sein!”
Tatsächlich kam ich am 06.09.1969 zur Welt und der an der Wand stehende Name ist mir tatsächlich zuteilgeworden. Mein ganzes Leben verging gleich dem des Reisenden Evliya Çelebi: Fern von zu Hause bin immer noch in der Ferne. Die Primär- und Sekundärschule und auch das Lise-Gymnasium habe ich in Ankara abgeschlossen. Gegenwärtig bestreite ich mein Leben in Österreich, in Tirol als Fernkraftfahrer.
Da ich bereits in jungen Jahren sowohl in die Schule als auch zur Arbeit gehen musste, prägten die Erschwernisse und Anstrengungen, die mir das Leben so bot, mein Innenleben. Dieser Umstand bereicherte meine Gefühlswelt. Meine Erlebnisse und Beobachtungen fielen mit außergewöhnlichen Zufällen zusammen. Ständig machte ich mir Notizen. An Stift und Papier fehlte es nie. Um mein Unwissen zu stillen, um meinen Kopf mit Nahrung zu versorgen, las ich viel. Ich beschloss, einen Roman zu schreiben. Mit bewegten Gefühlen extrahierte ich meine schwerwiegenden Schandtaten, meine in meinem Geiste aufbewahrten Wohltaten und brachte diese auf das mir vorliegende Papier. In gewissem Sinne habe ich mit mir selbst abgerechnet und mich gereinigt.
Ein namhafter Autor bin ich nicht. Die Bücher unserer Zeit werden aufgrund der Bewerbung der hinter ihnen stehenden Namen gekauft und gelesen. Ich bin ein Fernkraftfahrer. Und ich bin einer, der sich inmitten bestehender Wahrnehmungen und Vorurteile befindet. Aber einer, der die mit Vorurteilen hochgemauerten Wände zu Fall bringen möchte. Ein Kraftfahrer, der erste und der einzige auf Erden, der einen Roman schreibt.
Als ich an diesem Roman geschrieben habe, konnte ich nicht einmal die mir am nächsten stehenden Menschen damit beeindrucken. Ich wurde ins Lächerliche gezogen, ausgelacht und verhöhnt. Meinem Namen wurden viele negative Beifügungen angeheftet. Ich wurde zum Objekt des Spotts. Doch auch wenn mich diese Aussagen belasteten, steigerten sie meinen Ehrgeiz. Dies führte mich zu dem Gedanken, dass ich mich, um ein gutes Werk zu verfassen, gewaltig anstrengen müsste. Zufriedenheit, Unzufriedenheit und alle mögliche Kritik in Kauf nehmend, haben mein Verleger und ich uns auf intensivste Weise um die Herausgabe dieses Buches bemüht.
Verehrte Leserinnen und Leser!
DIESER ROMAN IST EIN SOZIALPROJEKT
Beabsichtigt ist, mit einem Teil der Einnahmen Menschen zu helfen, die an AUTISMUS und am DOWN-SYNDROM leiden, oder die an den ROLLSTUHL gefesselt sind. Es soll jenen zugutekommen, deren wortloser Aufschrei kein Gehör finden kann.
Dieses Buch hat etwas von einer alten Sparbüchse, in der man schon früher seine Groschen eingelagert hatte. Beim Lesen werden Sie manchen Ihrer eigenen Erlebnisse wiederbegegnen. Sind Sie bereit, mit mir das Spiel Ihrer Kindheit in die Gegenwart, hinein in einen weitergehenden, größeren Kreis zu holen und damit zu helfen?
Wollen Sie diese Menschen an Ihre Hand nehmen und ihnen so zeigen, dass wir sie nicht vergessen haben? Mit ihnen etwas teilen?
Die Regeln der Rede und des Schreibens habe ich aus wertvollen Büchern gelernt. Meinen Dank will ich meinen Lehrern Prof. Dr. Emin Özdemir und Prof. Dr. Feyza Hep-çilingirler aussprechen. Sie sind mir zum Licht meiner dunklen Welt geworden.
Auch will ich hier meinen Verleger Mesut Seven erwähnen und mich bei ihm für das Abtippen und In-Form-Bringen von über tausend Seiten bedanken, die ich mit Stift auf Papier gebracht hatte. Danke für deine unermüdliche Geduld mit mir!
Zudem möchte ich all meinen Lesern, meinen jüngeren und älteren Unterstützern, Respekt erweisen. Voll der Liebe senke ich mein Haupt und verbeuge mich vor ihnen.
Beste Grüße
YÜCEL DOǦAN